2.4.07

Wichtiges in Kürze

Toto ist gestern noch einmal zurückgekommen. Ihr Frauchen, die auch fast genauso heißt, hätte „Arschweh“, wurde mir zur Erklärung mitgeteilt. Immer noch Grund genug für das rührige Fellknäuel, die frisch gekauften, gottlob noch nicht imprägnierten Holzplatten des Vermieters mit goldgelber Flüssigkeit zu bedenken.
Der Nachbar von unten erwägt jetzt, „die Wohngemeinschaft mitsamt dem Vermieter“ zu verklagen wegen Lärm und Musik. Es seien Freitag Abend bestimmt 40 Leute da oben zugange gewesen. Na, damit wird er wohl kaum durchkommen. Denn wir haben ja jedem Gast eine Nummer gegeben und der Trommler aus Tunesien hatte immerhin schon mal die 78.
Wegen des Fortziehens vieler Bewohner findet jetzt bald eine große Nachmietersuche statt. Wer in der Schule schon immer in der letzten Bank saß, ein Känguru persönlich kennt und nach seinem eigenen Nachnamen riecht, der kann mich gleich mal anrufen.
Bald gibt es auch einen großen Bericht über die simulierte Gerichtsverhandlung im Rahmen meines Masterstudiums. Er wird dann, ersten Prognosen zufolge, wegen Schachtelsatztiefbau und Unspannendheit von „ungefähr keinem“ zu Ende gelesen werden.
Der Bekannte aus Asberbajdjan hat mir gesagt, dass er jetzt bald anfängt mit der Masterarbeit. Er hat wohl auch schon ein passendes Werk aus der Bibliothek entliehen. „Zum Einlesen“, wie er hinzufügte. Bei solchen Gelegenheiten pflege ich immer wissend mit dem Kopf zu nicken. Mehr braucht es wohl auch gar nicht.

1.4.07

Virtuos

Gestern erschien unangekündigt Herr Schumann. Er sah überhaupt nicht wie ein Herr Schuhmann aus, eher wie ein japanischer Tourist im Heimwerkermarkt.
Die Handy-Gürteltasche wollte nicht ganz zur überdimensionierten Hornbrille passen, aber Herr Schuhmann- so nannte er sich wohl nur im Spiel- war nicht gekommen um über Stilfragen zu sprechen. Er betrat die von einer Feier belebte Wohnung im 3. Stock, wo man gerade den Abschied eines spanischen Universalgenies feierte, und erzählte gleich 5 Witze. Davon war die Hälfte gelogen, aber ich musste dennoch, zu stark angeheitert durch diese Welle der guten Laune, das Zimmer wechseln. Herr Schuhmann folgte mir und bekam schnell heraus, dass ich aus Deutschland kam. „ainswaidrai! Guddentak! Wee hat hiii gefuuuuzt?“ sprach Herr Schuhmann und ich wurde von einer weiteren Lachlawine begraben. Das lag wohl auch daran, dass nicht ein liederlicher Student im Vollbesitz seiner Jugend zu mir sprach, sondern Herr Schuhmann, den man gerne auf über 50 schätzen durfte, ein Asiate mit Halbglatze und militärischem Schnurrbärtchen.
Als ich meinen Trinkanzug wieder halbwegs in Ordnung gebracht hatte, war unser Gast bereits mit neuen Opfern seiner fahrlässigen Sprüche beschäftigt: Er erzählte gutgläubigen Mädchen aus Übersee, er sei Professor für Brauereiwesen, was man ihm einfach so abnahm. Davon animiert verstieg er sich auch noch zu der kühnen Feststellung, der Chef der Village People sei ein Feuerwehrmann. Da wurde es mir aber nun doch etwas zu grob, und ich wollte dem unerhörten Apparatschik widersprechen. Allein, dies musste er geahnt haben, denn Herr Schuhmann drehte sich geistesgegenwärtig zu mir um, und rief (diesmal auf französisch): „Und bei den Village People war ja auch immer so ein deutscher Student mit Brille dabei!“ War natürlich auch wieder gelogen, wir wissen das. Aber schon nach wenigen Sekunden heftigen Nachdenkens war mir die Zielrichtung und Schärfe dieser Attacke klar geworden. Die Umgebung lachte schallend, und auch ich konnte mich wieder nicht enthalten.
Und da erkannte ich: Herr Schuhmann war der Großmeister.
Dieses Urteil musste ich 5 Minuten später etwas revidieren, als ich beobachtete, wie er Bier in seinen Nudelsalat schüttete.